Liquid Feedback und die Probleme damit in a nutshell

Das Schöne an fremdsprachigen Texten über Geschehnisse in einem anderen Land ist ja, dass sie ihrer Leserschaft meist einen Überblick über den relevanten Stand der Dinge geben. Das ist auch bei David Meyers Abhandlung How the German Pirate Party’s „Liquid Democracy“ Works der Fall, die heute auf dem TechPresident-Blog erschienen ist.

Meyers Thema ist die Piratenpartei, deren Aufkommen in Deutschland er kurz sizziert, und Liquid Feedback. Dieser Software zur Organisation von informierten, partizipatorischen politischen Entscheidungen nähert er sich mit Hilfe des deutschen Politikwissenschaftlers Christoph Bieber an, den er immer wieder zitiert. Zitiert werden auch Ingo Bormuth und Simon Weiß von den Berliner Piraten.

Breiten Raum nimmt Meyers Schilderung des Delegationswesens in Liquid Feedback ein. Er zeigt auf, dass „Delegationsaskaden“ entstehen, wie ich sie meist nenne. Er bezeichnet das Prinzip, das hinter der „Ermächtigung“ von scheinbar besonders kompetenten Piraten mit Delegationen steht, als „Anerkennungssystem“. Zwar erkennt er an, dass die Nutzerinnen und Nutzer an jeder Stelle die Kontrolle über ihre delegierten Stimmen zurückgewinnen können, mit Hilfe anderer Zitierter bemängelt er aber auch die komplizierte Bedienung von Liquid Feedback.

Interessanterweise verweist der Autor auf die nach seiner Meinung nutzerfreundlichere alternative Adhocracy-Software, die von der SPD wie auch der Enquetekommission Internet und Digitale Gesellschaft eingesetzt wird.  Er schließt sich offenbar der Meinung von Christoph Bieber und Simon Weiß an, dass Liquid Feedback zwar kein Tool für das Fällen von Entscheidungen, sehr wohl aber eines für die informiertere Entscheidungsfindung im Vorfeld ist. Hier sieht er große Perspektiven.

Zuzustimmen ist dem Autoren, dass mit der Art von Software wie Liquid Feedback eine Innovation in das politisch-demokratische System eingeführt worden ist. Gelöst werden müssen aber noch die Kinderkrankheiten. Dazu gehört vor allem das komlizierte Regelwerk, das nicht die Beteiligung breiter Schichten fördert. Befassen müssen sich die Piraten aber auch mit der Frage von Klarnamen bzw. Anonymität oder Pseudonymität. Zudem ist das Prozedere der „wilden“ Delegationen mt einer nur unzureichend vorhandenen Verantwortlichkeit der Delegationen-Empfänger noch nicht wirklich ausgereift. Auf der derzeitigen Basis mangelt es den Voten in Liquid Feedback definitiv noch an Legitimität.

Liquid Feedback und die Probleme damit in a nutshell