Themenband Postdemokratie von „Aus Politik und Zeitgeschichte“

Bereits seit einem Jahr finden interessierte Leserinnen und Leser lesenswerte Texte zum aktuellen Stand der Partizipations- und Demokratieforschung in der Ausgabe 1 vom 3. Januar 2011 der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Beilage zur Zeitung „Das Parlament“ hat „Postdemokratie“ zum Thema. Sieben Aufsätze und Essays fasst der Band zusammen. Die drei mir am interessantesten erscheinenden Beiträge stammen von Paul Nolte, Petra Böhnke und Dirk Jörke.

Nolte vertritt in seinem Beitrag „Von der repräsentativen zur multiplen Demokratie“ die These, dass in der deutschen Bevölkerung keine einhellige Politik- und Demokratieverdrossenheit festzustellen sei. Zwar gehe der Trend allgemein hin zu einer deliberativen Demokratie. Einheitlich sei dieser Trend aber nicht. Weiter gebe es Bereiche, die klassisch repräsentativdemokratisch organisiert seien. Andere Sparten der Gesellschaft seien straffer, entscheidungsorientierter organisiert, es gebe dort mehr Konfliktlinien und Proteste.

Dirk Jörke setzt sich in seinem Aufsatz „Bürgerbeteiligung in der Postdemokratie“ im wesentlichen mit einem Aufsatz von Colin Crouch auseinander. Er stellt ähnlich wie Nolte eine Vervielfachung der politischen Beteiligungsformen fest. Es herrsche „ein komplexes und widersprüchliches Nebeneinander von demokratischen und expertokratischen, von staatlichen und privaten, von nationalen und globalen Formen des Regierens“ vor.

Petra Böhnke wiederum weist in ihrem Text „Ungleiche Verteilung politischer und zivilgesellschaftlicher Partizipation“ darauf hin, dass politische Beteiligung über Wahlen und Abstimmungen hinaus eine Minderheitenveranstaltung ist. Politische Beteiligung sei ungleich verteilt. Nur gewisse Bevölkerungsschichten besäßen die Ressourcen, sich in den politischen Prozess einzubringen. Das habe sowohl wirtschaftliche als auch sozialstrukturelle Ursachen, so Böhnke. Sie spricht sich dafür aus, dass die überkommene Politik die immer weiter um sich greifenden Protestbewegungen aufgreifen sollte, um schrittweise zu erreichen, dass sich auch breitere Bevölkerungsschichten bei gesamtgesellschaftlich relevanten Themen einbringen.

Themenband Postdemokratie von „Aus Politik und Zeitgeschichte“

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